Die Messe: Wandlung

 

Die Wandlung ist der Höhepunkt der Eucharistiefeier. Bei der Verkündigung des Evangeliums durch den Diakon, Priester oder Bischof spricht Jesus zu uns. Wenn der Priester oder Bischof die Worte Jesu, mit denen er beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag die Eucharistie eingesetzt hat, wiederholt werden die Gaben Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu „gewandelt“.

Warum ist dieser Moment der Wandlung so groß und so heilig?

Durch den Ungehorsam von Adam und Eva wurde ihre Beziehung zu blockiert und verschüttet. Der Mensch hätte Gott nur um Vergebung bitten müssen, und er hätte dem Menschen die Schuld vergeben. Stattdessen schob Adam die Schuld auf Eva und diese wiederum auf die Schlange. Dieselbe Reaktion findet sich auch bei uns wieder. Es ist leider in uns, dass wir versuchen, die Schuld und die Fehler, welche grundsätzlich passieren, in erster Linie auf Andere abzuschieben, anstatt Gott um Vergebung zu bitten.

Da wir Menschen die Schuld nicht aus eigener Kraft überwinden oder aufarbeiten können, kommt uns Gott entgegen, um uns die Schuld, das Böse abzunehmen und um uns zu helfen. Zwei der wunderbarsten Gottesbegegnungen des Alten Testaments wurden Moses und dem Propheten Elija zuteil. Als Mose die Schafe seines Schwiegervaters Jitro weidete, da erschien ihm Gott: „Mose schaute hin: Der Dornbusch brannte im Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt“ (Ex 3,2).

Als Elija gegen die vierhundertfünfzig Baalspriester gesiegt hatte, verfolgte ihn die Königin Isebell. Elija muss flüchten und wurde völlig depressiv. Elija musste lernen, dass Gott nicht nur in gewaltigen Wundern wirkt und gegenwärtig ist. Deshalb sandte Gott ihn zum Gottesberg Horeb wo er ihm begegnete: „Nach dem Feuer kam ein sanftes leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle“ (1 Kön 19,12)

Gott geht auf uns zu, damit wir ihm begegnen können. Natürlich haben sich beide Propheten intensiv mit Gott auseinander gesetzt.

In der Wandlung begegnet uns Gott, wie damals dem Mose im brennenden Dornbusch. Er begegnet uns, wie er im leisen sanften Säuseln Elija begegnete. Die Wandlung ist der heiligste und intensivste Moment, wo Gottes Heiligkeit und Allmacht in das Dunkel dieser Welt spricht und hineinwirkt. Gott spricht, Gott wirkt, Gottes Geist bricht in unfassbaren Strömen bei der Wandlung in diese Welt hinein.

Deshalb brauchen wir bei der Wandlung die Haltung der Erwartung, der Bejahung und des sich-beschenken-lassens. Deswegen nehme ich mir bei der Wandlung, des Brotes und des Weines, auch mehr Zeit, um mich für diese intensive Begegnung mit Gott zu öffnen und für die Bitten, die ich in diesem Moment besonders vor Gott bringen möchte. Im Augenblick der Wandlung wird das Kreuzesopfer Jesus Christi auf unblutige Weise vergegenwärtigt. In diesem Moment des größten Schmerzes Jesu, nämlich seines Sterbens, geschah die Versöhnung Gottes mit den Menschen. Bei der Präfation vom Fest der Kreuzerhöhung heißt es deshalb: „Vom Baum des Paradieses kam der Tod, vom Baum des Kreuzes erstand das Leben. Der Feind [= Schlange, Teufel], der am Holz gesiegt hat, wurde auch am Holze besiegt durch unseren Herrn Jesus Christus“

Durch Jesu Tod und Auferstehung hat uns Gott den Menschen mit sich versöhnt und uns von neuem seine Freundschaft geschenkt. Und dieses Geheimnis vollzieht sich bei jeder „heiligen Wandlung“, in der Jesus Christus uns jedes Mal den Zugang zum Vater neu schenken möchte.