Was sind Exerzitien?

 

Wenn man dieses Wort hört, wird es oft mit dem Wort „Exorzismus – Teufelsaustreibung“ verwechselt oder in Verbindung gebracht.

Hier geht es aber um das Wort „Exerzitien“ und dieses Wort kommt vom Wort „exerzieren“ und heißt „üben.“ Exerzitien sind somit „geistliche Übungen.“

 

Wie wir in unserem Leben das Meiste von Kindheit an bis zum Ende des Lebens einüben oder lernen müssen, so ist es auch im religiösen Leben. Man kann sagen, es gibt drei Ebenen im religiösen Leben.

  1. Es gibt Menschen, die etwas über den Glauben wissen.
  2. Dann gibt es Menschen, die haben Traditionen. Diesen Menschen sind Rituale oder gewisse Abläufe wichtig.
  3. Und dann gibt es Menschen die versuchen das Glaubenswissen mit den äußerlichen Glaubenshandlungen in ihrem Leben einzuüben und zu leben.

 

Auf dieser dritten Ebene befinden sich die Exerzitien. Diese wollen den Exerzitanten (Exerzitienteilnehmer) einerseits Wissen vermitteln, durch Beispiele und Theorien. Andererseits, werden geistige und psychische Übungen gegeben und durch das Gebet des Exerzitienleiters und von anderen Gläubigen soll das Verständnis für die Inhalte und der geistige Fortschritt erbeten werden.

Geistige Übungen können einzeln gemacht werden, aber auch in Gruppen. Sie können zwei Tage dauern, aber auch ein paar Wochen.

Man unterscheidet außerdem zwischen Exerzitien für Anfänger oder für Fortgeschrittene.

Bei den Fortgeschrittenen-Exerzitien üben sich viele Teilnehmer in Fasten und Schweigen und bekommen immer wieder gewisse Übungen aufgetragen.

 

Die häufigsten Gebetsmethoden sind:

  • das Jesusgebet
  • Meditative Gebete
  • das Lesen der hl. Schrift (lectio divina)
  • der Lobpreis
  • die Anbetung
  • die Beichte
  • und natürlich die Feier der Eucharistie.

 

Der Gründer der Exerzitien war der hl. Ignatius von Loyola.

Vor seiner Bekehrung war dieser ein Soldat. Er hat gemerkt, dass die Krise der Kirche im 15. Jahrhundert darin bestand, dass der Klerus und die Christen den Glauben nicht mehr richtig verstanden und lebten. Durch die Methode der Exerzitien hat er von Rom aus gegen den Protestantismus, den katholischen Glauben in ganz Europa gefestigt und vertieft und die Kirche stabilisiert.

 

 

Die geistlichen Übungen sind auch für uns heute noch interessant und wirksam. Priester und Ordensleute sind dazu verpflichtet mindestens einmal im Jahr an Exerzitien teilzunehmen. Die Exerzitien sollen ähnlich wie beim Service des Autos uns immer wieder erneuern und vorwärts bringen. Dabei beschäftigt man sich wieder ernsthaft mit dem Glauben, hat viel Zeit für/mit Gott und spürt dabei auch immer wieder, wie Gott einen aufbaut, stärkt und innerlich heilt.

 

Weiters variieren die Themen bei den geistlichen Übungen.

Man kann sagen, es gibt drei Niveaus: für Anfänger, für Fortgeschrittene und für Profis.
Die Anfänger lernen die theologischen Begriffe, die Hintergründe und den Sinn der Texte in der Bibel und des Gebetes.
Die Fortgeschrittenen bekommen Aufgaben, werden mehr gefordert und sind eingeladen mit geistlicher Begleitung sich intensiv mit sich selbst auseinander zu setzen.
Die Profis nehmen sich selbst Zeit, können sich von jemandem führen lassen (müssen es aber nicht), haben meistens Themen mit denen sie sich besonders auseinandersetzen wollen und fordern sich selbst, weil sie wissen, was ihr Ziel ist.